Samstag, 31. März 2012

Das Fernsehen ist tot und ich bin schuld

Harald Schmidt darf seine Late Night Show nicht mehr weiter machen – die Quoten sind zu mies. Aus ökonomischer Sicht ist das durchaus eine weise Entscheidung von Sat1, aber eine, die schmerzt.
Seit Schmidts Rückkehr zum alten Sender habe ich bestimmt 80% seiner Shows gesehen. Zwar waren nicht alle Ausgaben gleich gut gelungen, doch zwischendurch gab es immer wieder stellare Momente. Ein Höhepunkt war sein Dialog mit MTV-Legende Ray Cokes – das war fesselndes Fernsehen.
Was ich allerdings nicht getan habe, war, mir die Show tatsächlich im TV anzuschauen. Ich bin aufs Netz ausgewichen und habe mit AdBlock gekuckt. Sat1 hat keinen müden Cent an mir verdient.
Aber selbst wenn ich noch einen Fernseher besäße, hätte ich mir die Harald Schmidt Show nicht im TV angesehen – sie wurde einfach zu spät ausgestrahlt. Das Problem der Show ist das Alter der Fans. Als die Sendung zu Beginn der Nuller Jahre auf ihrem Popularitätszenith war, haben wir studiert – in den meisten Fällen nach der alten Studienordnung, so dass selbst für Domian um 1 Uhr nachts noch Zeit war. Inzwischen sind wir berufstätig und brauchen unseren Schönheitsschlaf.
Das Schauen im Netz wird so zur weit überlegenen Alternative. Man ist nicht mehr gezwungen, seine Tagesplanung nach dem TV-Gerät auszurichten, sondern kann Sendungen so konsumieren, wie man Bücher liest: Wann es einem gerade in den Kram passt. Instant gratification.
Allerorten beklagen sich Journalisten über diese neue Geisteshaltung. Aber warum sollte man sich ausgerechnet in der Freizeitgestaltung in Geduld üben müssen? Ich kann darin nichts sonderlich Tugendhaftes entdecken. Es geht doch um nichts Wichtiges. It’s just entertainment.
Harald Schmidt hat es selbst gesagt: Eine abgesetzte Fernsehsendung vermisst niemand.
Vielleicht kann man noch weiter gehen und sagen: Das Fernsehen wird niemand vermissen.

Sonntag, 29. Januar 2012

Mein fensterloses Kellerloch

Gemütlich ist's in meinem fensterlosen Kellerloch. Die Wände ziert eine grüngelbe Blümchentapete, und in der einen Ecke steht ein gemütliches Sofa in Altrosa, auf dem man wunderbar die Zeit vertrödeln kann. An die Decke habe ich ein himmelblaues Tuch gehängt, das die Lampe, die ein sanftgelbes Licht abstrahlt, gekonnt umrahmt. In den Regalen an den Wänden stehen meine Bücher, Bücher von Astrid Lindgren, Michael Ende und Wolfgang und Heike Hohlbein. Davor sind kleine Tierfiguren aufgestellt, vor allem Hasen und Katzen. Ein großer Teddybär liegt gegenüber dem Sofa auf dem Boden. Dahinter sitzen meine Puppe Carmen, mein Stoffhund Peter und Alf. Wenn ich auf dem weichen Teppich vor dem Sofa sitze und von den „Brüdern Löwenherz“ aufblicke, das ich gerade zum siebten Mal lese, schaue ich auf die geschlossene Tür, auf der das Poster von „Memento“ befestigt ist. Ich weiß nicht, ob ihr den Film gesehen habt. Dahinter wirbeln die Handgranaten durch die Luft.