Donnerstag, 22. Dezember 2011

Jahreshoroskop 2012


 Tier des Jahres  2012: Das Wickert-Manati


Widder:
Tante Tine kommt zu Besuch. Sie will Walnusstorte. Bereiten Sie sich vor.

Stier:
Hören Sie dieses Geräusch? Das ist der Freiherr von Flammkuch, der auf der Burgruine Neideck Cembalo spielt. Jetzt kann Umsicht nicht schaden.

Zwillinge:
Der Bruder des Schwagers ihrer Nachbarin setzt sich auf eine Reißzwecke. Das kann Ihnen herzlich egal sein.

Krebs:
Musicals bekommen Ihrer Verdauung schlecht, besuchen Sie lieber das Kartoffelmuseum in Brillit. Die Vibes sind günstig.

Löwe:
Ihr neuester Aufreißerspruch erweist sich als nutzlos wie eine Wurst mit Wimpern. Das Glück weht durch die Zweige.

Jungfrau:
Obacht beim Restaurantbesuch: Der Eckzahn des Kellners ragt in die Suppe. Bedenken Sie die Alternativen!

Waage:
Die blasierten Sklaven des Spleens rauchen Kaugummizigaretten. Zeit auch für Sie, dem Oblomowismus zu frönen.

Skorpion:
Ein lieber Verwandter trakassiert Sie mit Vorträgen über die Tanzmusikkonferenz in Lauchhammer 1959. Sie wandern aus und werden Kellner in Grenoble.

Schütze:
Knietief stecken Sie in der Scheiße. Wenn Sie jetzt einen Pürierstab zur Hand hätten … Stellen Sie sich das mal vor!

Steinbock:
Sie werden Spongebob-Fan und lassen sich eine Ananas auf die Stirn tätowieren. Viel Spaß dabei!

Wassermann:
Sie schließen sich den Ausflügen Ihres vulgivagen Werkschorleiters an und entdecken spannende Staudenbeete. Das Glück malt einen Knoten in den Himmel.

Fische:
Auf keinen Fall mit in den Zwitterzoo gehen! Man wird Sie mit einem Oktonengleichrichter bedrohen! Spähen Sie lieber durch Schlehen! Gott, Ihnen muss man ja alles sagen!


Tier des Jahres 2012: Das Wickert-Manati

Internet-Dialoge II

Die Dude-Actionfigur


Ich gucke mir auf einem Blog die Abbildung einer Dude-Actionfigur an und kichere vergnügt vor mich hin. Cheffe kommt dazu.

Er: „Was guckst du denn da?“
Ich: „Das ist eine Figur aus dem Film ,The Big Lebowski‘.“
Er: „Ist das aus einem Film?“
Ich: „Ja. [sehr deutlich] ,THE BIG LEBOWSKI‘.“
Er: „Und den Film hast du gesehen?“
Ich: „Äh … ja.“ (Häh? Sonst würde ich mich doch wohl kaum für die Actionfigur interessieren?)
Er: „Was du alles für Filme kennst ...“
Ich: „Äh … ja.“
Er: „Und der ist mit so Figuren?“
Ich: „Nein! Der ist schon mit richtigen Schauspielern.“
Er: „Und wer spielt denn den da?“
Ich: „Jeff Bridges.“
Er: „Ach so, ist das ein amerikanischer Film?“
Ich: „Ja, sicher.“
Er: „Aha.“

Ich merke: sein Interesse ist damit erloschen. Entnervt schließe ich den Browser.

Mittwoch, 23. November 2011

Bomben in den Schuhen

In der ersten Klasse hatte ich eine Mitschülerin namens Corinna, mit der ich auch zusammen in einer Kindergartengruppe gewesen war. Eines Tages lud sie mich zum Spielen ein und ich nahm völlig naiv an. Wie hätte ich auch wissen können, dass sie mich durch die Hölle schicken würde?

Nachdem sie mir die Haustür geöffnet hatte, führte Corinna mich zielstrebig in ihr Zimmer und schloss die Tür. Dann trat sie ans Regal und zog ein Brettspiel heraus. „Das spielen wir jetzt“, sagte sie. Ernst schaute sie mir ins Gesicht. „Du musst immer machen, was ich will, ich hab nämlich Bomben in den Schuhen.“
Ich warf einen verstohlenen Blick auf Corinnas blaue Hausschuhe und schluckte. Mir war plötzlich kalt geworden.

Eine Weile beschäftigten wir uns mit den Spielsachen, die Corinna auf dem Fußboden ausbreitete. Fügsam befolgte ich Corinnas Anweisungen, bis sie aufstand, um aufs Klo zu gehen. Ich atmete tief durch. Ein Geräusch ließ mich zusammenfahren. Ich schaute mich um und sah Corinnas Mutter ihren Kopf ins Zimmer strecken. Sie lächelte mich aus sanften blauen Augen an. „Weißt du, Corinna erzählt Märchen“, sagte sie leise und zwinkerte mir zu.
Bevor ich ausreichend Zeit gehabt hatte, über ihre Worte nachzudenken, stand Corinna wieder im Zimmer. Als hätte sie geahnt, dass ihr die eigene Mutter in die Parade zu fahren versucht hatte, holte sie mit entschlossener Geste eine Spielzeugpistole hervor. Ernst schob sie mir den Lauf entgegen. „Damit kann man wirklich schießen.“ Ich deutete ein Nicken an. Ich hatte verstanden.

Nach einer weiteren Spielrunde wurde Corinna ans Telefon gerufen. Sie sprang auf und lief aus dem Zimmer. Ich hielt den Atem an: Corinna hatte ihre Hausschuhe liegen lassen! Nervös lauschte ich in den Flur: Es waren keine Schritte zu hören. Ich nahm all meinen Mut zusammen und steckte meine rechte Hand in einen ihrer Schuhe. Leer. Außer einem kleinen Knubbel an der Stelle, an der auf der Außenseite eine Naht zu sehen war. Ich überlegte. War das die Bombe? So klein, aber trotzdem effektiv? Ich rieb mir die Nasenwurzel. Lieber auf Nummer Sicher gehen.
Corinna kam zurück ins Zimmer gelaufen. „Tanja kommt gleich vorbei, los, wir gehen jetzt nach draußen.“

Tanja kannte ich vom Sehen, und es stellte sich schnell heraus, dass auch sie unter Corinnas Fuchtel stand. Das tröstete mich ein bisschen. Mit den Worten: „Ihr  wisst, was sonst passiert“, beorderte Corinna uns in die Sandkiste. Auf ihr Geheiß stellten wir uns auf den Holzrand. „Los jetzt, balancieren“, kommandierte Corinna, „ihr wisst, was sonst passiert.“ Tanja und ich sahen uns ratlos an und setzten ergeben einen Fuß vor den anderen. Nach einer Weile gelang es Tanja, sich mit einer Ausrede vom Acker zu machen, und so führte mich Corinna wieder zurück in ihr Zimmer. Dort hatte uns Corinnas Mutter eine Schale Gummibärchen hingestellt. Ich nahm es als eine Art Schmerzensgeld und langte zu.

Endlich wurde es 18 Uhr, und meine Mutter holte mich ab. Plötzlich stand sie wie ein rettender Engel im Zimmer. Mir wurde ganz warm. Corinna legte neckisch den Kopf auf die Seite, streckte meiner Mutter ihre Spielzeugpistole entgegen und sagte in ihrer allerliebsten Kleinmädchenstimme: „Kuck ma, was ich hab!“
Auf einmal fiel alle Nervosität von mir ab, und nur eine Art verwunderte Verärgerung blieb. Corinna hatte sich enttarnt. Ich war danach nie wieder bei ihr zum Spielen.


Samstag, 19. November 2011

SciFi Religion

Vor ein paar Tagen habe ich Arthur C. Clarkes „Childhood’s End“ gelesen, das mich etwas unzufrieden zurückgelassen hat. Worum geht es darin?

In den 1950er Jahren tauchen am Himmel Raumschiffe auf. Zunächst schweigen die Aliens die Menschheit an und nehmen nur Kontakt zum UN-Generalsekretär auf, den sie aber auch über ihre Absichten im Unklaren lassen. Technisch hoffnungslos unterlegen, fügt sich Homo sapiens sapiens der außerirdischen Macht, den Overlords, die ihm helfen, den Kalten Krieg zu überleben.
Mehrere Jahrzehnte später passiert endlich, worauf die Overlords seit ihrer Ankunft auf der Erde gewartet haben: Jeffrey, ein siebenjähriger Junge aus New Athens im Südpazifik, verwandelt sich in ein höheres, der Telepathie fähiges Wesen. Bald folgen ihm die übrigen Kinder überall auf dem Planeten; sie verlieren jegliches Interesse an ihrer Umgebung und ihren Angehörigen. Jetzt lüften die Overlords endlich ihr Geheimnis: Sie sind von einem höheren Wesen, dem Overmind, geschickt worden, um den Evolutionssprung der Menschheit auf eine neue Seinsebene sicherzustellen und zu überwachen. Nachdem das gelungen ist, gilt es nur noch, die übriggebliebenen, im doppelten Sinne alten Menschen zu betreuen und generell zu gucken, was weiter passiert. Schließlich zerstören die neuen Wesen die Erde, um ihre Körper zu verlassen und im Weltgeist, dem Overmind, aufzugehen.

Eine alte Frage der Menschheit: Wo geht die Reise hin? Diverse Religionen beantworten diese Frage für das Individuum: Nach dem Tod geht’s in den Himmel, die Hölle oder aber auch ins Nirwana, ins Allbewusstsein.

Seit Darwins Lehre der Evolution im Bewusstsein der Menschen angekommen ist, wird diese Frage auch im Hinblick auf die gesamte Menschheit gestelltt. Ist Homo sapiens eine Sackgasse der Evolution oder wird er sich weiterentwickeln? Schnell verlässt man bei diesen Spekulationen die rein naturwissenschaftliche Perspektive und fragt nach Bedeutung und Sinn. Die Möglichkeit „Sackgasse“ verweigert sich der Sinnfindung: Was für eine „höhere“ Bedeutungsebene kann schon erreicht werden, wenn sich nichts ändert und irgendwann Schluss ist? Buddhistisch ausgedrückt: Immer nur Samsara und dann nichts mehr.

Somit bleibt als „erlösende“ Möglichkeit nur die Weiterentwicklung zu einer neuen Spezies. Hier lauert aber schon das nächste Problem: Wenn diese neuen Wesen  eine neue Art darstellen, geht dann nicht die gedankliche Einheit, die für die Sinnfindung unerlässlich ist, flöten? Wenn sich der „alte“ Mensch nicht mehr mit dem „neuen“ Menschen identifizieren kann, wie kann er dann letzteren als seine eigene Vollendung erfahren? Vermutlich nur in der Abstraktion, und reine Abstraktionen sind nicht sehr tröstlich. (Und für den „neuen“ Menschen geht das Spiel natürlich wieder von vorne los.)

Clarke scheint sich der Problematik bewusst gewesen zu sein, denn sein „neuer Mensch“ betritt recht abrupt die Bühne und bricht recht schnell jeden emotionalen Kontakt zur „alten Menschheit“ ab, zudem sind die „alten Menschen“ zum flotten Aussterben verdammt, da tatsächlich alle Kinder ohne Ausnahme zu „neuen Menschen“ mutiert sind. Man könnte also böse formulieren, dass Clarke sich um die Darstellung des problematischsten, aber auch des interesantesten Apekts seiner Spekulationen drückt und sich stattdessen in gut abgehangene religiöse Vorstellungen von Erlösung flüchtet. Die „neuen Menschen“ sind bei ihm im wörtlichen Sinne im Nirwana.

Offensichtlich ist Clarke sehr von Olaf Stapledons „Star Maker“ beeinflusst, der 1937 erschienen ist. Während aber Stapledon seinen Ausflug ins Menschheitsnirwana als die nächtliche Meditation seines Protagonisten organisiert und so rein philosophisch bleibt, fährt Clarke schweres SciFi-Geschütz auf. Die übermächtigen Aliens, die plötzlich auf der Erde auftauchen, alles kontrollieren und ohne weitere Erläuterung in eine von ihnen bestimmte Richtung lenken, könnte er aus Robert Wise’ „The Day the Earth Stood Still“ von 1951 haben. (Ein Klassiker des SciFi-Kinos mit ganz eigenen Problemen, aber dazu ein andernmal.)

Aber warum sich die Mühe mit den Aliens und den technischen Details machen, wenn man letztendlich nur eine weitere religiöse Vision von Erlösung produziert?
Ist es überhaupt sinnvoll, die Sehnsucht nach Aufhebung des Für-sich-Seins, das ja eigentlich ein Problem des Individuums ist, auf eine ganze Spezies zu übertragen?

Um Missverständnissen vorzubeugen: „Childhood’s End“ ist sprachlich und erzählerisch gelungen. Aber ich erwarte von Science Fiction, dass sie technische und sonstige Neuerungen sowie deren Einfluss auf die Gesellschaft/Menschheit/Erde/Galaxie behandelt und sie nicht nur als Handlungselemente einsetzt, um eine alte religiöse Fabel zu erzählen.

Mittwoch, 9. November 2011

Gut schimpfen

Allerorten wird sich über die deutsche Neigung, anal zu schimpfen, lustig gemacht. Dabei ist das Exkremente-Fluchen völlig nachvollziehbar. Kacke ist eben eklig und stinkt.

Viel befremdlicher ist da das Schimpfen mit sexuellem Vokabular. Sätze wie „Ich fick dich!“ reflektieren das alte Machtprivileg der Penisträger. Hier wird das Vögeln als Machtdemonstration gedeutet, wobei die Rollen klar verteilt sind. Unangenehm nahe dran an diesem Gedankengang ist auch das homophobe und frauenfeindliche: „Es ist nur schwul, wenn man sich ficken lässt.“ (Ist Homophobie eigentlich notwendigerweise durch Mysogenie bedingt?)

Also lieber anal fluchen. Aber was funktioniert da am besten?

Scheiße: der Klassiker, immer noch hübsch ungehobelt und vulgär, geht immer

Kacke: leicht abgeschwächte Scheiße, bekommt etwas Spielerisches durch die Lautabfolge (2 x K = lustig), macht Spaß

Mist: Harmlos, aber rustikal (lässt einen an den dampfenden Misthaufen auf dem Bauernhof denken, auf dem man damals mal Urlaub gemacht hat)

Mistikack: süß, oder?

Schiet(e): je nach dem, in welchem Umfeld man es benutzt, eventuell etwas schwächer als Scheiße, aber originell durch die regionale Einfärbung (sehr stilvoll auch das wienerische „Geh schaßen!“)

Arsch: wird sehr kreativ eingesetzt: es gibt das passende Adjektiv dazu (arschig), mancher benutzt ihn als Neutrum („Dieses alte Arsch!“), oder man ist faul und degradiertt ihn unverändert zum Adjektiv („Nee, das kann man nicht machen, das ist arsch.“ Aber was wäre dann die Steigerung? Ärscher, am ärschesten?)

Arschloch: präziser als Arsch, vielleicht etwas altbacken, passt aber durch seine Zweisilbigkeit in manchen Sätzen besser als Arsch (Sprachmelodie!)

Popokacke: erstaunlich effektiv, da mit extra Herablassung („Ich benutze eure infantile Ausdrucksweise, damit ihr mich auch versteht.“)

Kinderkacke: Gegenpol zu Popokacke, man will als infantil herabwürdigen, hat dann aber Angst vor der eigenen Courage und benutzt das „erwachseneren“, „gebildeteren“ Wort

Kackscheiße: Scheiße bleibt Scheiße, das wird mit diesem pleonastischem Kompositum auch nicht schlimmer; es wirkt eher hilflos, so als ob man der eigenen Wortwahl nicht traute

Dünnschiss: flutscht genauso aus dem Mund wie aus dem Hintern, das perfekte Wort

(verbaler) Durchfall: die feine englische Art, kann mit gelangweiltem Gesichtsausdruck und nuschelnd vorgetragen optimal herablassend wirken

Dünnpfiff: irgendwie … pfiffig (ha!), aber deutlich schwächer als Dünnschiss

Dass beim Schimpfen noch einiges drin ist, zeigt Stephen Fry.

Lobende Erwähnung: superkackeeklig

Sonntag, 30. Oktober 2011

Tabeas Ohrclips

Wenn ich an Tabea denke, sehe ich ihr Kinderzimmer vor mir. Obwohl es genauso geschnitten war wie das, das ich mit meinem Bruder teilte, wirkte es viel größer. Vielleicht lag es an der fast unüberschaubaren Menge an Spielsachen, die in den Regalen lagen oder über den Boden verteilt waren. Wenn ich an Tabeas Kinderzimmer denke, kommt mir sofort Hubbabubba in den Sinn. Viel größer als ein normales Kaugummi – es strengt an, es zu kauen –, süßer, bunter, und man kann die besten Blasen damit blasen.
Tabea hatte ungefähr doppelt so viele Spielzeugautos wie mein Bruder und ich. Polizeiauto, Feuerwehrauto, Lastwagen, Krankenwagen, BMW, Mercedes, VW, amerikanische Straßenkreuzer. Alles in einer weißen, oder jedenfalls einer hellen Kiste. Außerdem eine Ukulele aus Plastik, verschiedene Tröten, ein Glockenspiel. Puppen, Stofftiere, Actionfiguren. Die Kiste war randvoll.
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Tabea und als ich meinte, dass sie ganz woanders hinschaute, legte ich die rosa Plastikohrclips, die ich ihr vor ein paar Monaten geklaut hatte, in die weiße Kiste. Mir war plötzlich warm geworden, doch ich tat so, als wäre nichts passiert. Tabea griff in die Kiste, um ihren schicken Oldtimer herauszuholen, und entdeckte die Ohrclips. Sie nahm sie in die Hand und schaute sie verwundert an. Dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck, ihre Augen verengten sich. Sie zögerte ein wenig und dann legte sie die Ohrclips, stumm und ohne mich anzuschauen, zurück in die Kiste. Auch später hat sie mich nie auf diesen Vorfall angesprochen.

Mina

Ihr Stammhirn machte kurzzeitig eine Pause. Für diesen Zeitraum, vielleicht der Bruchteil einer Sekunde, der ihr wie der Übergang vom Trias über Jura zur Kreidezeit schien, kamen ihre wichtigsten Lebenserhaltungssysteme, darunter Atmung und Herzschlag, zum Erliegen. Sie stand einfach da, aufrecht und unbewegt wie das Empire State Building und konnte nur starren. Fast brach ihr der Angstschweiß aus, da sie sich sicher war, dass der Anblick ihrer aus den Höhlen wandernden Augen für die umstehenden Personen äußerst faszinierend sein musste.
Dann war es vorbei, so plötzlich wie es gekommen war. Alle Systeme meldeten reibungslosen Betrieb. Nachdem sie ihre optischen Wahrnehmungsapparate wieder einsortiert hatte, zwang sie ihren Blick noch einmal auf die Treppe, von der er gekommen war, doch er, der sie beinahe außer Gefecht gesetzt hatte, fast ihren Auftrag vereitelt hätte, war schon in der ausgelesenen Partygesellschaft verschwunden. Nicht weiter tragisch, sie würde ihn früher oder später wiederfinden, und dann würde sie es sein, die wie von einem Blitz auf die Erde geschleudert vor ihm auftauchen würde.
Vorsichtshalber rekapitulierte sie den Plan noch einmal. Es konnte nichts mehr schief gehen, er war schon jetzt so gut wie tot. Nelson, dachte sie, was für ein aufgeblasener Name. Doch sie konnte nicht verhindern, dass sich in ihre Verachtung eine Spur Unsicherheit mischte. Bisher hatte es sie geschafft, die Funktionsstörung geheimzuhalten. Aber was, wenn sie im letzten Augenblick entdeckt würde, etwa durch ein zu auffälliges Zögern? Oder wenn sie sogar funktionsunfähig würde im entscheidenden Moment? Wenn sie zurückgerufen würde, wären Monate mühevoller Planung umsonst gewesen. Und was würde dann mit ihr geschehen? Sie war im Prinzip für nichts anderes zu gebrauchen, und eine Reprogrammierung wäre aufwendiger als eine Neukonstruktion.
Doch vielleicht würde alles gutgehen. Wahrscheinlich war es sogar normal, dass Androiden unsicher waren vor ihrer Funktionserfüllung. Schließlich war dies das Ziel, auf das sie ausgerichtet wurden, der Sinn ihres Daseins. Es kam ein erhebender Moment auf sie zu, da hatte sie keinen Zweifel.
Urplötzlich, wie der Springteufel aus der Kiste, fing sie am ganzen Körper an zu zittern: Was kam danach? Was würde geschehen, wenn sie ihren Zweck erfüllt hätte?
Ihr schwindelte, und fast wäre sie gefallen, hätte sich nicht ein Arm stützend um ihre Taille gelegt.
Mina, ist Ihnen nicht gut?“
Es war Nelson. Er führte sie zu einem Sofa und setzte sich mit ihr hin.
Für einen Moment sahen Sie aus wie der Tod persönlich.“
Mina blickte zu ihm auf und sah ihm konzentriert in die dunklen Augen. Diese Augen waren es, die das Problem verursacht hatten. Sie sind also blau, dachte Mina befriedigt. Sie lächelte ihr präzise kalkuliertes Lächeln und merkte, dass wenigstens dieser Teil nach erwünschten Parametern funktionierte.
Es geht mir schon viel besser.“
Sie schloss die Augen und starb.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Internet-Dialoge I

 Star Trek vs. Star Wars

 
… noch ein gutes Argument für Star Trek

Ich gucke mir auf YouTube ein „Star Trek vs. Star Wars“-Filmchen an und kichere vergnügt vor mich hin. Cheffe kommt dazu.

Er: „Was guckst du denn da?“
Ich: „Star Trek vs. Star Wars.“
Er: „Sind die da auf 'nem Schiff?“
Ich: „Äh … ja.“
Er: „Ist das im Weltraum?“
Ich: „Ja, das ist im Weltraum.“
Er: „Sind die da in der Zukunft?“
Ich: „Naja, das eine ist in der Zukunft, das andere in der Vergangenheit. Das ist ein Zusammenschnitt von zwei verschiedenen Sachen.“
Er: „Und du hast beide Filme gesehen?“
Ich: „Das eine ist 'ne Filmreihe, das andere ist 'ne Serie – es gibt da aber auch Filme von.“
Er: „Worum geht’s denn da?“
Ich: „Das muss man kennen, sonst ist es nicht lustig.“
Er: „Erklär doch mal!“
Ich: „Das kann man nicht erklären, das muss man kennen!“
Er: „Aber du kannst doch so geduldig erklären ...“
Ich: „Das kann man nicht erklären!“
Er: „Auch nicht, wenn du dir Mühe gibst?“
Ich: „Nein!“

Ich schließe entnervt den Browser.